Sonntag, 7. August 2011

Auf dem Weg zur Erleuchtung

Saint-Jean-de-Luz, Tag 26 bis 31

Die restlichen Tage in Saint-Jean-de-Luz lassen sich relativ schnell zusammenfassen: Im Grossen und Ganzen gammelten wir. Besondere Erwaehnung sollte natuerlichen noch finden, dass wir Besuch von Hanna, Lena, Mo und Bella erhielten, die dann spaeter unsere Fahrraeder mit nach Hause fuhren (ausser Tims, worueber sich dieser hiermit lautstark beschwert!) Dass nun unsere Freundinnen da waren, fuehrte natuerlich dazu, dass wir das herumliegen am Strand und im Zelt (ueberhaupt lagen wir ziemlich viel rum) noch mehr genossen. An dieser Stelle ein Gruss an Hanna und Lena, die diesen Blog leider ignorieren. :-)
Nachdem wir den Aufenthalt mit einem epischen Essen im Restaurant abgeschlossen haben, bei dem Millos im sportlichen Wettkampf andere Leute um ihre Pizza brachte.



Tag 32


Nun sollte es also endlich losgehen. Lena fuhr uns freundlicherwiese nach Saint-Jean-Pied-de-Port, dem Ausgangspunkt des Jakobsweges. Wir stellten uns schon auf ellenlange Schlangen im Pilgerbuero ein, es war jedoch komplett leer. Ohne Umschweife erhielten wir also unsere Pilgerpaesse, die einen als waschechten Pilger ausweisen und zum uebernachten in den Herberge obligatorisch sind.

Die erste Etappe fuehrt direkt durch die Pyrenaeen und gilt als eine der anspruchvollsten. Dabei gibt es noch eine leichtere und eine schwere Route, die nach Napoleon benannt ist, da er sie ebnete um mit seinen Truppen in Spanien einzufallen. In diese geschichtstraechtigen Fussstapfen traten wir also, als wir uns auf den Weg machten. Tatsaechlich war das Ganze aber gar nicht so anstrengend und wir waren nicht wirklich aus der Puste, als wir auf 1400 Meter Hoehe den gigantischen Ausblick genossen. Davor erhielten wir noch den ersten Stempel fuer unseren Pilgerpass von einem Franzosen der absolut perfekt Deutsch sprach und eine Statistik darueber fuehrte aus welchen Staaten die vorbeiziehenden Pilger kamen. Die meisten waren Spanier, Deutsche an dritter Stelle und sogar ein Neukaledonier hatte sich in die Pyrenaeen begeben.
Als wir uns auf dem Weg nach unten begaben und damit auch nach Roncesvalles, einer Klosterherberge, die das erste Etappenziel darstellt, mussten wir feststellen, dass ‘bergab’ nicht mehr so super war, wie beim Fahrradfahren: Wenn man mit Rucksack laeuft ist das verdammt anstrengend.
In Roncesvalles wurden wir in einen Container einquartiert und schliefen mit mehreren Spaniern in einem Raum.Vorher assen wir total versalzenen Reis und standen kurz vor einer Salzvergiftung.



Tag 33

Nach dieser ersten Etappe fuehlten wir uns schon als erfahrene Pilger und unterschaetzten die zweite Etappe ein wenig. Obwohl es eigentlich nicht annaehernd so bergig werden sollte wie am vorherigen Tage, machten uns die 27km schwer zu schaffen. In Sachen Steigung hatte der Reisefuehrer auch irgendwie gelogen.
In einem Dorf namens Zubiri machten wir kurz Halt, um eine Toilette aufzusuchen. In einer Herberge gestatteten uns auch zwei auesserst beleibte Schweizerinnen ihre zu benutzen, erwiesen sich aber ansonsten als ziemlich sonderbar, da sie uns fragten warum wir so schwitzen wuerden. Wir, die gerade 20km in der prallen Sonne zurueckgelegt hatten, konnten mit dieser Frage nicht allzu viel anfangen. Dann erfuhren wir dass die beiden an diesem Tag nur 5km gegangen waren und somit nicht verstehen konnten wie man beim Wandern schwitzen kann. Die beiden kommen dann wahrscheinlich in ein paar Jahren in Santiago an.
Vor Larrasueno, unserem Etappenziel trafen wir noch zwei Deutsche, Danny und Phil, die ihr Abitur nachgemacht haben und nun auch ein paar Monate frei haben. Bis dahin waren sie mit einer Frau unterwegs, die zwei Hunde mit sich fuehrt und wegen Hundefutter und Wasser auf 30kg (!) Gepaeck kommt. Da sie mit den Tieren in keine Herberge darf, schlief sie im Freien und Danny und Phil begleiteten uns zur Herberge, die leider voll war. Wir mussten also ein Zimmer in einer teureren Pension nehmen und verbrachten noch einen entspannten Abend mit den beiden.

Tag 34

Unser Reisefuehrer berichtete von einer deutschen Herberge in Pamplona mit dem frohlockenden Namen Paderborn. Auf der Suche nach deutscher Ordnung schafften wir es schon um 11 Uhr dort zu sein, also noch bevor sie aufmachte. Die 16km bis dorthin vergingen wie im Flug. Zwei Deutsche empfingen uns und versorgten uns mit Keksen und Orangensaft im Garten. Als die Herberge oeffnete wurden wir keineswegs enttaeuscht und fanden alles ordentlich und gemuetlich vor. Dort lernten wir viele andere nette Leute kennen, vor allem ein Paar namens Charlotte und Christian, mit denen wir einen schoenen Abend verbrachten. Leider laufen die beiden nur bis Logroño. Ausserdem lernten wir noch Benedikt aus Berlin kennen, mit dem wir in den folgenden Tagen mehr zu tun haben sollten. Aufgrund der Anstrengung fiel unsere Stadtbesichtigung relativ knapp aus, aber immerhin sahen wir einen Supermarkt und die Stierkampfarena.

Tag 35

Befluegelt vom guten deutschen Fruehstueck und harmonischer Aufwachmusik hechtete Millos voran und ging die Etappe ohne Tim und Alex, aber dafuer mit Stefan, einem Zollbeamten, der sich durchaus gut mit Droggenschmuggeln auskennt.
Tim und Alex waren ihrerseits auch wieder hochmotiviert und nahmen sich vor auf der 25km langen Etappe nach Puente la Reina keine einzige Pause zu machen. Unter grossem Aechzen und unter Beschwoerung eines Zitates von Yoda "Es gibt kein Versuchen, nur Machen" schafften sie es auch. Letztendlich trafen die beiden Gruppen mit 35minuetiger Differenz ein. In der Herberge trafen wir erneut auf Danny und Phil und verbrachten mit ihnen und den anderen Deutschen einen richtig schoenen Abend.

Der Herbergenpreis (zumindest fuer die offiziellen) scheint sich so auf 4 bis 6 Euro einzupendeln, plus circa 2 Euro fuer das Fruehstueck. Insgesamt sind die Herbergen ueberhaupt nicht so schlimm wie in einigen Reisefuehrern beschrieben. Wir sind meistens so kaputt, dass es fuer uns nichts schoeneres gibt als ein Bett, und Ansprueche haben wir ja sowieso nicht.

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